Redesign Praktika

Praktika in der Designbranche: ein Statusbericht.

Über 80 junge Menschen haben uns in einer Umfrage von ihren Praktika erzählt. Hier sind ihre Erfahrungen, Ergebnisse und Forderungen, zusammengefasst vom YoungExperts Cluster der designaustria.

Wer hat an unserer Umfrage teilgenommen?

Demografie

Die meisten Teilnehmer:innen sind weiblich, studieren auf einer Uni oder FH und machen ihr erstes Praktikum mit Anfang 20.

Mobilität

Die Hälfte der Praktikant:innen zieht es für das Praktikum an einen anderen Ort*. 1 von 7 Personen geht ins Ausland, am häufigsten nach Deutschland.

* im Vergleich zum Ausbildungsort.

Anzahl

Fast alle Designschaffende machen mehrere Praktika in ihrer Berufslaufbahn, im Durchschnitt 2,7.

Motivation

Die Hälfte macht ihr erstes Praktikum verpflichtend im Rahmen der Ausbildung, die andere Hälfte aus eigener Initiative.

Y_EC: Meist mehrere Praktika sind im Lebenslauf notwendig, um den Berufseinstieg in die Kreativbranche zu schaffen. Angesichts dieser Notwendigkeit ist es wichtig, ein kritisches Auge auf Arbeitsbedingungen und Bezahlung zu haben.

„Ich konnte sehr gut miterleben, wie die Arbeit als selbstständiger Grafikdesigner aussieht und konnte einen schönen Einblick in die Branche erlangen.“

– Praktikant aus Niederösterreich

Wo findet das Praktikum statt?

Art des Unternehmens

55% der Befragten absolvieren ihr erstes Praktikum in einer Design- oder Werbeagentur, 15% in Film-,Foto- oder Architektur-Studios.

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Unter 5%: Einzelunternehmer:innen, Kultur- und Kunstinstitutionen, Raumausstatter:innen, Vereine, IT-Firmen, Handwerksbetriebe

Anzahl der Mitarbeitenden

Mehr als die Hälfte der Praktika finden in Unternehmen mit weniger als 10 Mitarbeiter:innen statt, die nicht mehr als eine Praktikumsstelle besetzen.

Dauer des Praktikums

Die Hälfte der Praktika dauert zwischen 4 und 12 Wochen. Kaum ein Praktikum dauert länger als 6 Monate.

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„Es war damals eine noch frisch gegründete Agentur das heißt auch als Praktikant konnte man überall mit anpacken und so viele Aufgabenbereiche mal ausprobieren.“

– Praktikant in Wien

Wie ist das Praktikum?

Arbeitszeit

Der größte Teil der Praktikant:innen ist für 40 Wochenstunden beschäftigt und arbeitet diese auch tatsächlich. Überstunden macht ca. ⅓ gar nicht und ein weiteres Drittel nur selten, nur ein kleiner Teil arbeitet mehr als die vereinbarte Zeit.

Arbeitsmittel

Ein Großteil der Praktikant:innen gibt an, dass alle notwendigen Arbeitsmittel zur Verfügung gestellt.

Arbeitsumfang

Praktikant:innen arbeiten großteils selbstständig und an mehr als drei Projekten während ihrer Praktikumszeit.

Gelerntes

Die meisten Praktikant:innen geben an, selbständiges Arbeiten sowie das Arbeiten im Team zu lernen. Rund 60% der Befragten hilft ihr Praktikum sowohl in ihrer Ausbildung als auch für ihren beruflichen Werdegang.

Weiterempfehlung

Knapp 70% der Befragten würden ihr Praktikum weiterempfehlen.

„Nicht immer war der Umgang aller Beteiligten mit den Praktikant:innen respektvoll.“

– Praktikantin in Wien

Wie gut sind Praktika bezahlt?

Bezahlung vs. Lebenshaltungskosten

Bei 6 von 10 Praktika reicht die Bezahlung nicht zur Deckung der Lebenshaltungskosten aus. Einige der Teilnehmer:innen können durch das Praktikum ihre Lebenshaltungskosten decken.

Y_EC: Ob die Bezahlung die Lebenshaltungskosten deckt, hängt natürlich von der jeweiligen Lebenssituation ab. Wohnt jemand, zum Beispiel während des Studiums bei den Eltern sind die monatlichen Kosten andere als jemand der die eigene Miete bezahlt. Wir haben als Bemessungsgrundlage die Lebenshaltungskosten gewählt, da dieser Wert das absolute Minimum der Bezahlung darstellt und deutlich wird, dass man sich ein Praktikum erst leisten können muss.
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Weitere Unterstützungen

Knapp 55 % der Praktikantinnen hatten Unterstützung aus der Familie.

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Andere Einkünfte sind beispielsweise ERASMUS+ Stipendien oder eigene Ersparnisse.

„alles gut nur die bezahlung leider nicht“

– Praktikantin in Niederösterreich

In welchem rechtlichen Umfeld finden Praktika statt?

Vertragsart

Praktika sind teilweise nur unzureichend vertraglich abgesichert. 30% der Befragten wissen nicht, welchen Vertrag sie für ihr Praktikum unterschrieben haben, jede fünfte Person hat keinen Vertrag für ihr Praktikum unterschrieben.

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Bewusstsein

Die Hälfte der Praktikant:innen sind bereit, ein unbezahltes Praktikum zu absolvieren, wohl auch, weil nur jeder dritten Person ein branchenüblicher Mindestlohn bekannt war. Beratungsangebote sind 70% der Praktikant:innen nicht bekannt, sie werden aber auch nicht nachgefragt.

„Die ganze ‚Praktikums-Industrie‘ ist ein furchtbarer Teufelskreis und führt auch dazu, dass ausgebildete Gestaltende nicht angemessen bezahlt werden, weil es ja Praktikanten gibt, die es günstiger machen und Büros oft nur ausführende Gestaltende wollen.“

– Praktikant in Deutschland

Was muss sich verändern?

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